Frauengesundheit
Zyklusbeschwerden, ein unerfüllter Kinderwunsch, Schwangerschaft und Geburt, die Zeit der Rückbildung, rund um den Beckenboden oder eine mögliche Inkontinenz – Frau sein kann in unterschiedlichen Lebensphasen verschiedenste Herausforderungen mit sich bringen. Um Sie dabei bestmöglich zu unterstützen, greifen wir auf unser umfangreiches Wissen aus dem Bereich der Physiotherapie und der Osteopathie zurück. Unsere Erfahrungen als Mütter und unsere langjährige Praxiserfahrung helfen uns, Sie optimal auf Ihrem Weg mit Ihren Beschwerdebildern und Anliegen zu begleiten. Selbstverständlich stimmen wir all unsere therapeutischen Maßnahmen mit den behandelnden ÄrtzInnen und Hebammen ab. Zudem können Sie selbst als mündige Patientin einen sehr wichtigen Beitrag zum Behandlungserfolg leisten, da Sie als wichtigste Akteurin in dem Prozess aktiv in die Therapie miteinbezogen werden.
Die einzelnen Beschwerdebilder in dieser Rubrik dienen dazu, Ihnen einen kleinen Einblick in unsere Arbeit in diesem Fachbereich zu geben. Sollten Sie darüber hinaus ein anderes Anliegen haben, kontaktieren Sie uns bitte jederzeit.
Zyklusbeschwerden
Unregelmäßige Zyklen, Schmerzen, starke Blutungen, Polyzystisches Ovarialsyndrom (PCO) oder Endometriose – Zyklusbeschwerden können in verschiedenen Altersstufen auftreten und haben komplexe Ursachen. Oftmals verursachen Narben durch Operationen oder vorangegangene Verletzungen eine schlechte Versorgung von Organen im Bereich des kleinen Beckens, wo die Geschlechtsorgane liegen. Das kleine Becken fungiert häufig als „Mülleimer“ im Körper, in dem sich viele Probleme ablagern können. Osteopathie kann mit verschiedenen Techniken helfen konkrete Beschwerden zu lindern und die Selbstheilung des Körpers anzuregen.
Kinderwunsch
Ein unerfüllter Kinderwunsch ist ein sehr sensibles Thema, das in unserer Gesellschaft oft noch zu stark tabuisiert wird, aber immer mehr an Bedeutung gewinnt. Was die wenigsten wissen: Osteopathische Behandlungsmethoden bieten durch ihren komplexen und ganzheitlichen Ansatz eine gute Möglichkeit die Chance auf eine Schwangerschaft zu erhöhen.
Die Probleme der Fruchtbarkeit sind als ein komplexes Ganzes zu betrachten. So kann zum Beispiel eine alte Blinddarmnarbe die Beweglichkeit des Eierstocks einschränken, was sich wiederum negativ auf dessen Funktion auswirken kann. Oder es kommt durch Stauungen oder durch frühere Traumata im Beckenbereich bzw. im Bereich der Lendenwirbelsäule zu Verklebungen im Inneren des Beckens. In vielen Fällen gilt es nach genauer Befunderhebung das weibliche System zu harmonisieren und die Fertilität zu verbessern.
Tipp: Osteopathie kann auch in Verbindung mit Behandlungen am Kinderwunschinstitut angewandt werden. Selbstverständlich wird der jeweilige Zeitpunkt einer Behandlung mit dem zuständigen Arzt/der zuständigen Ärztin im Detail abgestimmt.
Schwangerschaft
In der Schwangerschaft leistet der weibliche Körper großartige Arbeit und benötigt eventuell kurzfristig auch einmal Hilfe von außen. Unsere Hilfestellung können wir Ihnen sowohl bei präventiven Maßnahmen als auch bei konkreten Beschwerden anbieten.
So geht es etwa darum, das richtige Maß an Bewegung für jede Frau individuell herauszufinden, oder mit therapeutischen Maßnahmen gezielt Beschwerden wie Rückenschmerzen entgegenzuwirken, geschwollene Beine zu vermeiden bzw. die Symptome zu lindern.
Auch wertvolle Maßnahmen zur Geburtsvorbereitung wie eine optimale Durchführung der Dammmassage, Techniken für eine gezielte Öffnung des Beckenbodens und eine positive Vorbereitung mit den richtigen Atemtechniken erarbeiten wir gerne mit Ihnen. Man kann als Frau sehr viel selbst dazu beitragen wie eine Geburt abläuft, deshalb ist es uns auch sehr wichtig unsere Patientinnen ausreichend über Situationen aufzuklären, die eintreten können. Selbstverständlich stimmen wir uns jederzeit gerne mit Ihrem Gynäkologen/Ihrer Gynäkologin und Hebamme ab, um Ihnen in der besonderen Zeit der Schwangerschaft das Optimum an Betreuung zu bieten.
Geburt und Rückbildung
Nach der Geburt steht das entzückende Neugeborene im Mittelpunkt, die großartige Frau, die es zur Welt gebracht hat, rückt dabei oft in den Hintergrund. Jedoch entstehen durch eine Schwangerschaft und die Geburt – unabhängig ob sie spontan oder per Kaiserschnitt erfolgt – oftmals Beschwerden. Geburtsverletzungen wie ein Dammriss oder Dammschnitt, eine Narbe durch einen Kaiserschnitt oder eine Verletzung am knöchernen Becken bringen Folgen mit sich. Der sehr beliebte Satz im Volksmund „eine Schwangerschaft ist keine Krankheit“, ist zwar durchaus positiv, aber dennoch kritisch zu betrachten. Durch die enorme Leistung des Körpers in der Schwangerschaft entstehen sehr wohl Schädigungen im Körper jeder Frau, die es ernst zu nehmen gilt und die häufig zu Problemen führen können. Diese Folgen äußern sich für die Frau oftmals erst in einem späteren Lebensabschnitt oft aber auch unmittelbar.
Dammrisse- oder schnitte zählen hier zu Verletzungen, die bei einer Geburt auftreten können. Inkontinenzen und/oder Senkungsbeschwerden können sowohl nach einer Geburt auftreten oder sich erst später entwickeln.
Die Auswirkungen einer Geburt können aber auch auf psychischer Ebene spürbar werden: So kann sich zum Beispiel bei einer Spontangeburt das Sakrum (Kreuzbein) verschieben. Die veränderte Position kann Auswirkungen auf das vegetative Nervensystem und somit auch auf das Hormonsystem mit sich bringen, was wiederum in Verbindung mit postnatalen Depressionen (Wochenbettdepression oder Kindbettdepression) und Babyblues steht.
Nicht selten klagen Patientinnen nach der Geburt über Schmerzen im gesamten Stütz- und Bewegungsapparat, vor allem im Schulter- und Rückenbereich. Diese Überlastungen stehen direkt in Verbindung mit der Geburt. Durch die Veränderung im Hormonsystem (auch nach der Geburt durch das Stillen) und vorab durch die Schwangerschaft wird das Gewebe im Körper gelockert und neigt leichter zu Überlastungsbeschwerden.
In unserer täglichen Praxis merken wir sehr häufig, dass viele Frauen Beschwerden und die dadurch verursachte Reduktion der Lebensqualität häufig als „notwendige Gegebenheit“ hinnehmen. Die Annahme „dass es eben nicht mehr so ist, wie es war, und dass das ja auch ,normal‘ ist“, ist nach wie vor sehr verbreitet. Es lohnt sich hinsichtlich ausgelöster Beschwerden durch eine Geburt (Kaiserschnitt oder Spontangeburt) auf alle Fälle kritisch zu bleiben und Beschwerden nicht einfach hinzunehmen.
Tipp: Gerade nach der Geburt möchten wir jede Frau unbedingt dazu motivieren, gut auf ihren Körper zu hören und zu achten. Wir unterstützen Sie gerne mit verschiedenen Methoden und Techniken dabei, zum Wohlbefinden in Ihrem eigenen Körper zurückzufinden.
Dammriss/Dammschnitt nach der Geburt
Als einen sogenannten „Dammriss“ bezeichnet man das Einreißen des sensiblen Gewebes zwischen Vulva und After, des Damms, infolge einer sehr starken Dehnung im Zuge der Geburt. Dammrisse werden in vier Schweregrade eingeteilt und je nach Schweregrad zieht ein solcher Riss verschiedenste Konsequenzen mit sich. Unter einem „Dammschnitt“ versteht man einen operativ gesetzten Einschnitt in den Damm, um ein Reißen des Damms im Zuge der Geburt zu verhindern.
Verletzungen am Damm führen häufig zu Inkontinenzen, je nach Ausprägungsgrad auch oftmals zu Stuhlinkontinenzen, da bei einem Dammriss dritten Grades der äußere Schließmuskel mitbetroffen ist. Zudem leiden Frauen mit einer solchen Verletzung im Intimbereich oft an Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder an wiederkehrenden Harnwegsinfekten. Aus therapeutischer Sicht kann man Verletzungen am Damm sehr gut behandeln und der Frau viel an Lebensqualität zurückgeben. Wichtig ist dieses Thema auch bei jungen Frauen, welche eine weitere Schwangerschaft und Geburt planen. Die Naht ist eine Schwachstelle und reißt in der näheren Umgebung bei erhöhtem Druck sehr leicht erneut ein – daher ist eine gute Betreuung und Aufklärung vor einer erneuten Schwangerschaft durch den Gynäkologen/die Gynäkologin, durch die Hebamme und durch die Physiotherapeutin/Osteopathin sehr wichtig.
Tipp: Präventiv kann der Damm sehr gut auf die Geburt vorbereitet werden. Sollte eine Verletzung des Damms durch eine Geburt dennoch aufgetreten sein, ist es mit Hilfe von Physiotherapie und Osteopathie sehr gut möglich, Folgeschäden für die betroffene Frau bestmöglich abzuwenden. Sehr gerne bieten wir Ihnen unsere Unterstützung und Hilfestellung an.
Kaiserschnitt
Ein Kaiserschnitt ist meist ein sehr eindrucksvolles Erlebnis im Leben einer Frau. Die Kaiserschnittnarbe sollte nach Ablauf der Wundheilung therapeutisch ausreichend behandelt werden. Es gilt Verwucherungen und Verklebungen des Gewebes in der Tiefe zu verhindern. Diese Verklebungen können unter anderem Verdauungsbeschwerden verursachen oder auch einen Eileiter in seiner Beweglichkeit beeinträchtigen. Narben wirken sich auf Organe und Faszien im Körper aus, auch nicht immer nur lokal. Sie sind immer gewissermaßen ein Störfeld im Körper und sollten therapeutisch behandelt werden.
Tipp: Auch nach einer Kaiserschnittgeburt ist der Beckenboden belastet. Als Mitglied des Forums „Urologie-Gynäkologie-Proktologie“ von Physio Austria und der steirischen Therapeuten für diesen sensiblen Bereich können wir Ihnen unsere kompetente fachliche Unterstützung anbieten.
Beckenboden
Der Beckenboden ist ein umfangreiches und komplexes Gesamtgebilde. Beschwerden und Verletzungen im Bereich des Beckenbodens führen einerseits zu möglichen Inkontinenzen andererseits auch häufig zu Beschwerden am Stütz- und Bewegungsapparat. Klassische Rückenschmerzen (vor allem im Bereich der Lendenwirbelsäule), Hüftbeschwerden aber auch Knieschmerzen stehen in engem Zusammenhang mit dem Beckenboden. Auch Sexualitätsstörungen können aufgrund eines schwachen und überbelasteten Beckenbodens entstehen.
Eine Absenkung der Blase und/oder der Gebärmutter, aber auch eine überstrapazierte Scheidenwand durch die benachbarte Organe durchtreten können, bezeichnet man als Senkungsbeschwerden. Diese Beschwerden treten häufig nach einer Geburt und mitunter nach dem Wechsel auf. Die stärkste Ausprägung ist ein Austritt der Gebärmutter in den äußeren Intimbereich, was zu sehr großen Unannehmlichkeiten führt. Um dem entgegenzuwirken, sollte jede Frau nach einer Geburt das Thema Beckenboden bei ihrem Gynäkologen bzw. ihrer Gynäkologin aktiv ansprechen. Hier ist ein gezieltes und individuelles Beckenbodentraining die effizienteste Therapiemethode.
Bei massiven Senkungen ist es mitunter notwendig, dass Frauen ein Pessar tragen. Je nach Beschwerdebild gibt es unterschiedliche Pessare, welche von den GynäkologInnen angepasst werden. Eine therapeutische Unterstützung und Begleitung ist auch in diesem Stadium der Senkung sinnvoll und empfehlenswert. Mit vaginaler Palpation wird die Grundkraft des Beckenbodens gemessen bzw. auch muskuläre Verhältnisse, Verspannungen, Narben o. Ä. in die Therapie miteinbezogen.
Wichtig: Sie müssen solche Beschwerden keinesfalls einfach akzeptieren – es lohnt sich immer einen konkreten Blick darauf zu werfen, um die Situation zu verbessern und dadurch an Lebensqualität zu gewinnen, unabhängig von Ihrem Alter.
Inkontinenz
Inkontinenz kann in verschiedenen Formen auftreten. Mit Hilfe von gezielter Therapie kann in jeder Lebensphase eine Verbesserung der Lebensqualität erzielt werden.
Besonders bekannt und häufig bei Frauen ist die Harninkontinenz. Diese bezeichnet den ungewollten Abgang von Urin in verschiedenen Situationen. Bei Frauen ist die häufigste Form dieses Beschwerdebildes die Belastungs- oder Stressinkontinenz. Diese kommt durch einen abgeschwächten Beckenboden, meistens auch kombiniert mit abgesenkten Organen, zustande. Eine weitere Form der Harninkontinenz ist die Dranginkontinenz, bei dieser Form kann der Harn nicht kontrolliert zurückgehalten werden, sobald der Drang aufs WC gehen zu müssen vorhanden ist. Häufig treten auch Mischformen der beiden Inkontinenzen auf. Die Therapie erfolgt sowohl konservativ durch ein gezieltes Training des Beckenbodens und Behandlung der umliegenden Strukturen, als auch wenn nötig operativ (Link zu TVT Band).
Es gibt auch im Bereich des Schließmuskels Formen der Inkontinenz – die Wind- und Stuhlinkontinenz. Das bedeutet, dass Winde und Stuhlgang in verschiedenen Ausprägungsgraden schlecht kontrolliert zurückgehalten werden können.
Gut zu wissen: Für eine detaillierte Befundung des Beckenbodens arbeiten wir mit vaginaler Palpation und mit Hilfe des „Perfect-Schemas“ von Joe Laycock. Die Anwendung dieses Schemas macht es möglich, den Kraftgrad des Beckenbodens zu messen und die Therapie dementsprechend zu gestalten. Bei Bedarf setzen wir auch Biofeedback-Geräte ein, die unsere Patientinnen auch zu Hause anwenden können.
TVT Band bei Harninkontinenz
Eine operative Behandlung der weiblichen Harninkontinenz erfolgt sehr häufig durch das chirurgische Einsetzen eines „TVT-Bandes“ (Tension-free vaginal tape). Ein solches Band fixiert die Harnröhre am Schambein, jedoch mit nur einer geringen Spannung, sodass die Harnröhre dabei nicht abgeklemmt wird. In Verbindung mit einem solchen Eingriff ist es ratsam – sowohl vor als nach der Operation – ein gezieltes Beckenbodentraining durchzuführen. Um den Zug der abgesenkten Organe im Bauchraum auf das eingesetzte Blasenband zu reduzieren, ist es wichtig den Beckenboden richtig zu stabilisieren und zu trainieren. Beckenbodentraining hat sich hierbei erfolgreich bewährt.
Tipp: Sprechen Sie diesbezüglich auch mit Ihrem Arzt/Ihrer Ärztin und lassen Sie sich ausreichend beraten.
Gebärmutterentfernung (Hysterektomie)
Aufgrund verschiedener medizinischer Ursachen kann es manchmal nötig sein, die Gebärmutter chirurgisch zu entfernen. Dem Körper geht durch diesen Eingriff ein wertvoller Platzhalter verloren, was nicht ohne Folgen bleibt. Organe im Bauchraum, welche oberhalb der Gebärmutter liegen können sich durch den vermehrten Platz im kleinen Becken leichter absenken und reaktiv Druck auf die Blase ausüben. Somit kann es zu Senkungsbeschwerden und Inkontinenz kommen. Auch können Beschwerden im Bereich der Wirbelsäule auftreten. Patientinnen mit einer entfernten Gebärmutter entwickeln auch manchmal Beschwerden im Bereich des knöchernen Beckens, wie beispielsweise einer „Kokzygodynie“, einer chronischen Schmerzproblematik im Bereich des Steißbeins. Mit osteopathischen und physiotherapeutischen Interventionen können wir bei diesen Beschwerden Abhilfe schaffen und Sie zu neuer Lebensqualität begleiten.
Harnwegsinfekt (Blasenentzündung)
Als Blasenentzündung (Fachbegriff Zystitis) wird eine Entzündung der Harnblase bezeichnet. Dieses Krankheitsbild zählt zu den Harnwegsinfekten und kommt bei Frauen sehr häufig vor. Kinder und sexuell aktive Frauen bzw. Frauen nach der Menopause sind davon vermehrt betroffen. Die Ursachen dafür sind vielfältig und komplex. Ein gehäuftes Auftreten von Blasenentzündungen kann oftmals auch mechanische und anatomische Ursachen haben kann. Durch beispielsweise eine Einengung im Bereich der Harnröhre bzw. eine an sich schlecht bewegliche Blase kann es zu einer Restharnbildung kommen, welche die Entzündungen begünstigt. Beckenbodensenkungen stehen ebenso in engem Zusammenhang mit Harnwegsinfekten. Mit osteopathischen und physiotherapeutischen Behandlungstechniken können wir nach einer individuellen Befunderhebung gezielt Abhilfe schaffen und Ihren Leidensdruck lindern.