Kinderwunsch in der heutigen Zeit und Gesellschaft
Das Thema Kinderwunsch ist für sich ein sehr sensibles Thema welches bei der Betreuung von Paaren oftmals komplex und emotional vorbelastet ist.
In unsere heutigen Gesellschaft und Zeit leben wir immer hektischer und fernab von Verhaltensweisen, welche uns und unserer Gesundheit guttun würden.
Stress am Arbeitsplatz, private oder wirtschaftliche Sorgen, unser Lebensstil (Ernährung, Rauchen, Alkohol, Bewegungsmangel) und negative Umwelteinflüsse belasten den menschlichen Organismus massiv. Der Zeitpunkt ab wann ein Kind „auf den Plan“ rutscht verschiebt sich immer mehr nach hinten, da heutzutage Ausbildung, finanzielle Stabilität, Partnersuche länger dauern als dies in den Generationen vor uns der Fall war. Auch wenn es heutzutage „normal“ ist erst gegen Mitte bis Ende 30 das erste Kind zu bekommen, es herrscht ein großer gesellschaftlicher Druck welchem man als Frau bzw. als Paar ausgesetzt ist. Kinderwunsch ist aber auch oftmals ein Thema bei jüngeren Frauen unter 30 welche an einer Grunderkrankung wie Endometriose beispielsweise leiden und deren Fertilität bereits in jungen Jahren stark eingeschränkt ist.
Die Ursachen für einen unerfüllten Kinderwunsch sind vielseitig und es spielen ganz viele Einflussfaktoren bei diesem Thema eine Rolle- das Positive jedoch ist dass es auch sehr gute und natürliche Behandlungsmethoden gibt, um den Körper bestmöglich zu unterstützen und eine Schwangerschaft herbeizuführen.
Osteopathie- Was ist der medizinische Ansatz und Hintergrund?
Der amerikanische Arzt Dr. Andrew Taylor Still (1828- 1917) gründete die Osteopathie gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Dr. Still war selbst Arzt und stieß mit den damals zur Verfügung stehenden Heilmitteln an seine Grenzen. Durch persönliche Schicksalsschläge kam er zur Überzeugung, dass es Möglichkeiten geben muss die Selbstheilungskräfte des Körpers ohne Medikamente so zu aktivieren, dass dadurch viele Krankheiten gebessert oder geheilt werden können.
Grundlage der Osteopathie ist es den menschlichen Körper als Ganzes zu betrachten und über den Ansatz des Erhaltens der Gesundheit einen Ausbruch einer Krankheit zu verhindern. Dabei ist ein ganz wichtiger Faktor die Durchblutung, denn überall wo eine gute Durchblutung vorzufinden können sich Strukturen (Organe etc.) gut bewegen- und Bewegung ist die Grundvoraussetzung für Leben.
Diesen „Bewegungsfluss“ im Körper wiederherzustellen ist die Aufgaben eines Osteopathen. Ein Osteopath arbeitet dafür ausschließlich mit seinen Händen, mit denen er keine Symptome behandelt sondern nach deren Ursache sucht. Symptome und Ursachen einer Krankheit liegen oftmals weit auseinander und werden dadurch oft verwechselt und somit nicht zielführend behandelt.
Osteopathische Behandlung(en) bei Kinderwunsch
Die Diagnose „Unfruchtbarkeit“ bedeutet Zeugungs- und Empfängnisunfähigkeit. Ein Kinderwunschpaar gilt dann als unfruchtbar, wenn es trotz regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr in der fruchtbaren Zeit innerhalb von zwei Jahren zu keiner Schwangerschaft gekommen ist. Bezogen auf das Lebensalter und den Wunsch der Frau, schwanger zu werden, wird diese Zeitspanne auf ein Jahr verkürzt. Innerhalb von diesem Jahr werden häufig auch bereits diagnostische und therapeutische Schritte veranlasst um nicht unnötig Zeit zu verlieren und den Druck noch weiter zu erhöhen.
Dies ist auch häufig die Zeit, in der PatientInnen den Weg in eine osteopathische Praxis finden. Für die Zeugung eines Kindes braucht es sowohl die Frau als auch den Mann und Einschränkungen hinsichtlich Fruchtbarkeit können bei beiden vorliegen. Daher sollten bei Kinderwunsch wenn dann auch beide Partner osteopathisch behandelt werden.
Vorliegende Fakten und medizinsche Diagnosen bzw. Grunderkrankungen werden mitberücksichtigt und in die Behandlung miteinbezogen. Osteopathischen Behandlungen sind natürlich auch Grenzen gesetzt und erfolgen grundsätzlich in Absprache mit dem behandelnden GynäkologInnen und UrologInnen.
Der Osteopath hat ein Einwirken auf drei Ebenen bzw. drei Systemen des Körpers: Dem parietalen System, dem viszeralen System und dem kraniosakralem System.
Parietal bedeutet dass nach auch im Volksmund bekannten „Blockaden“ am Stütz- und Bewegungsapparat gesucht wird. Blockaden in der Lendenwirbelsäule wirken sich um ein Beispiel zu nennen negativ auf die Spermienqualität beim Mann aus, ebenso wie ein blockierter Übergang von der Brust- auf die Lendenwirbelsäule die Durchblutung im gesamten kleinen Becken (in welchem sich die Geschlechtsorgane bei Mann und Frau befinden) reduziert.
Unter dem viszeralen System versteht man die inneren Organe und deren Aufhängungen bzw. deren Beweglichkeit. Jedes Organ verfügt über eine „Eigenbeweglichkeit“, unabhängig vom Blutfluss und Blutdruck. Gibt es hier zum Beispiel Verklebungen durch frühere Narben, vorangegangene Verletzungen (auch vom Problemgebiet entfernt) kann das Organ an Funktionstüchtigkeit verlieren und somit nicht optimal arbeiten.
Das dritte und letzte osteopathische System ist das „kraniosakrale“ System, das häufig vor allem aus der Behandlung von Säuglingen und Kindern bekannt ist. Hier geht es um die Verbindung zwischen den Schädelknochen und dem Kreuzbein bzw. auch den jeweiligen Ausrittsstellen des N. Vagus, jener Teil des vegetativen Nervensystems welches für unsere Entspannung und Regeneration sorgt. Stress ist hier ein sehr großer Einflussfaktor, welcher gewisse Schutzmechanismen des Körpers aktiviert um uns an sich zu schützen. Gerade bei Kinderwunsch spielt der Faktor Stress, Zufriedenheit, Belastungen im Alltag eine sehr große Rolle und osteopathisch kann sehr gut auch auf dieser Ebene gearbeitet werden.
Alle drei Ebenen üben einen massiven Einfluss auf das menschliche Hormonsystem aus. Somit kann man aus osteopathischer Sicht auch positiv auf das Hormonsystem Einfluss nehmen, welches ja gerade beim Thema Kinderwunsch optimal funktionieren muss. Letztlich ist es das Ziel, den Körper bestmöglich dabei zu unterstützen seine natürlichen Ressourcen wieder gut zu nutzen und so eine Schwangerschaft zu ermöglichen. Der große Vorteil der Osteopathie ist die gezielte Verbesserung der Durchblutung in den Organen, was wiederum die Chance auf eine Einnistung erhöht. Mittlerweile gibt es hierzu auch einige Studien, welche die positive Wirkung osteopathischer Behandlungen belegen konnten.