Kinder und Jugendliche
Kinder und Jugendliche sind in unserer heutigen, sehr schnelllebigen Zeit vielen Herausforderungen ausgesetzt. Haltungsschäden, Übergewicht bei Kindern, Schlafprobleme oder Konzentrationsschwierigkeiten bei Jugendlichen, aber auch Stress und Verdauungsprobleme sind Bereiche, in denen Physiotherapie und Osteopathie bei der Behandlung von Kindern und Jugendlichen verschiedenste Möglichkeiten bieten. Das gilt auch für Migräne und Kopfschmerzen bei Kindern sowie für chronische Infekte wie Mittelohrentzündungen. Wir möchten Ihnen in dieser Rubrik einige dieser Bereiche vorstellen. Bei etwaigen Anliegen, die Sie hier nicht finden, kontaktieren Sie uns bitte jederzeit gerne.
Überlastungsschäden
Gerade bei der Bewegung besteht oft die Schwierigkeit darin, das richtige Mittelmaß und eine gute Balance zwischen Be- und Entlastung zu finden. Es gibt viele Kinder und Jugendliche, die zu wenig Bewegung in ihrem Alltag haben, bei manchen kann es aber auch temporär in der jeweiligen Lebensphase zu viel sein. In der Pubertät ist der Körper besonders gefährdet, Schäden zu erleiden, welche sich auch auf das spätere Leben auswirken können.
Einseitige und spezifische Freizeitgestaltung wie exzessiver Sport oder die intensive Ausübung eines Musikinstruments fordert den jungen und sensiblen Körper. Überlastungsschäden sind oftmals die Folgen, die wir in enger Abstimmung mit dem Arzt/der Ärztin sowie dem Trainer/der Trainerin Ihres Kindes bestmöglich behandlen.
Typische orthopädische Beschwerdebilder im Kindes- und Jugendalter sind mitunter:
- Morbus Osgood Schlatter
- Patellaspitzensyndrom (Jumper‘s Knee)
- Morbus Perthes
- Tendopathien (Sehnenerkrankungen)
- Verletzungen (Traumata) im Bereich der unteren- und oberen Extremität (Schulter, Ellbogen, Hüfte, Knie, Fuß)
- Meniskusschädigungen
- Frakturen (Brüche)
- Verletzungen im Bauch- und Beckenbereich
- Verletzungen an der Wirbelsäule
Sollte Ihr Kind von einer Überlastung und/oder strukturellen Schädigung einer Körperregion (durch einen Sturz, eine Operation, einen Unfall etc.) betroffen sein, werden alle im Rahmen der Physiotherapie und Osteopathie gesetzten Maßnahmen mit dem behandelnden Kinderorthopäden/der Kinderorthopädin bzw. dem zuständigen Arzt/der Ärztin abgestimmt.
Tipp: Als zuständige Therapeutinnen stimmen wir bei Bedarf Trainingspläne aus dem jeweiligen sportspezifischen Bereich gerne mit dem Trainer/der Trainerin oder anderen BetreuerInnen ab. Der Fokus liegt hier vor allem auf einer guten Stabilität des Rumpfes um Verletzungen vorzubeugen.
Haltung und Ergonomie
Kinder und Jugendliche sind in ihrem Alltag oft sehr einseitigen Belastungen ausgesetzt – und das oft über einen Großteil ihrer verfügbaren Zeit hinweg. Zunehmende Tätigkeiten im Sitzen überlasten den Stütz- und Bewegungsapparat, vor allem die Wirbelsäule. Vermehrter Medienkonsum mit Tablet, Smartphone etc. ab dem Kleinkindalter bringen Haltungsschäden und motorische Probleme mit sich, die sich oftmals schon im Volksschulalter zeigen. In diesem Alter kommt das Schleppen von schweren Schultaschen bei schlecht ausgebildeter Rückenmuskulatur hinzu – ein Teufelskreis beginnt. Manifestieren sich Haltungsschäden im Wachstum, kann dies in weiterer Folge zu einer Verschlechterung bereits angeborener Fehlstellungen der Wirbelsäule, Knochen und Gelenke führen, aber auch Erkrankungen des Bewegungsapparates wie Arthrosen können verfrüht entstehen.
Orthopädische Probleme (Skoliosen, Fußfehlstellungen, Verspannungen im Nacken- und Schulterbereich) bei Schülern nehmen erwiesenermaßen zu. Intensives Arbeiten am Laptop/Computer und stundenlanger Medienkonsum in Form von Tablet, Smartphone etc. belastet den Bewegungsapparat enorm. Das Wundermittel Bewegung, das all dem gezielt entgegenwirken würde, hat leider im Unterricht und auch – abhängig von Freizeitgestaltung – an Bedeutung verloren.
Im Rahmen der Physiotherapie und Osteopathie erstellen wir einen individuellen Befund Ihres Kindes. Des Weiteren geht es neben gezielter Therapie darum, Ihnen und Ihrem Kind zu Erleichterung im Alltag zu verhelfen und Ihr Kind für die Anforderungen des Alltags zu stärken. Eine gesunde Rumpfmuskulatur ist hierfür Voraussetzung. Zudem ist es uns ein Anliegen, den Arbeitsplatz/Schreibtisch Ihres Kindes, sei es zu Hause oder aber auch in der Schule zu optimieren. Bei Kindern und Jugendlichen ist es essentiell von Beginn an auf die Ergonomie zu achten.
Unser Ziel ist es, für Ihr Kind einen gezielten und auch freudvollen Anreiz zu schaffen, dass Bewegung etwas sehr Positives ist und zu einem verbesserten Selbstwertgefühl – speziell auch in schwierigen Lebensphasen wie der Pubertät – führt. In unsere Arbeit beziehen wir Sie als Eltern selbstverständlich in alle gesetzten und empfohlenen Maßnahmen mit ein.
Übergewicht
Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen bringt unterschiedlichste gesundheitliche Risiken mit sich, zu denen auch Haltungsschäden zählen. Adipöse Kinder bewegen sich meist viel zu wenig – damit bekommt man das Übergewicht noch schlechter in den Griff. Als Expertinnen beraten wir Sie auch gerne in Bezug auf gezielte Bewegung für Ihr Kind und erstellen nach Absprache gemeinsam mit Ihnen und Ihrem Kind Trainings- und Bewegungspläne, die Sie gut in den Alltag integrieren können.
Schlaf und Konzentration
Das Thema Schlaf sowie mögliche Schlafstörungen bei Kindern gewinnen zunehmend auch medial an Präsenz. Die Hektik unseres Alltags, Stress und viele andere Faktoren scheinen sich aufzuschaukeln und unseren Kindern buchstäblich den „Schlaf zu rauben“. Und das hat Auswirkungen auf den Alltag: Das Kind bzw. die Jugendlichen sollte in der Früh gut ausgeschlafen sein, um sich in der Schule konzentrieren und seine Leistung abrufen zu können. Auch die Entwicklung leidet, denn gerade im Wachstum braucht der Körper viel Ruhe und Schlaf.
Mit osteopathischen Behandlungsmethoden können wir Ihr Kind dabei unterstützen, wieder in Balance zu kommen, die Eigenregulation des Körpers zu verbessern und Schlafprobleme somit positiv beeinflussen. Welche Maßnahmen genau wie wirken sollen, besprechen wir Rahmen der Befundung und der Therapie im Detail mit Ihnen und Ihrem Kind.
Leidet Ihr Kind an Konzentrationsproblemen? Auch hier können wir Sie unterstützen. Gezielte Übungen aus unserem beruflichen Repertoire können Kindern und Jugendlichen dabei helfen, ihre Konzentrationsfähigkeit selbst aktiv zu verbessern und zu „trainieren“. Aufklärungsarbeit und ausreichende Beratung des Kindes bzw. auch der Eltern sind uns dabei sehr wichtig.
Verdauung und Stress
Bei zahlreichen Beschwerden des Verdauungsapparates wie Verstopfung, Durchfall, Blähungen, chronischen Magenbeschwerden (z. B. Gastritis) kann die Osteopathie dabei helfen Dysfunktionen zu beseitigen und Ursachen zu identifizieren. Die Ursachen für solche Beschwerdebilder sind meistens sehr komplex, denn es gibt zwischen unserem Gehirn und den Verdauungsorganen eine starke Verbindung. Verdauungsorgane werden stark von unserem vegetativen Nervensystem beeinflusst.
Die Verdauung an sich ist eng an Emotionen geknüpft, somit wirkt sich auch Stress negativ auf unser Verdauungssystem aus. Vor allem Kinder und Jugendliche sind häufig mit Stresssituationen konfrontiert, die sich auf die Verdauung schlagen. Lernschwierigkeiten, zwischenmenschliche Probleme (Mobbing o. Ä.), Zukunftsängste sind nur einige Beispiele dafür.
Verdauungsbeschwerden ziehen sich oftmals über Jahre auch noch über das Kindesalter hinaus und sind immer ernst zu nehmen, um Folgeerkrankungen wie einen Reizdarm (Morbus Crohn) zu verhindern. Solange „nur“ funktionelle Organstörungen vorliegen, kann die Osteopathie gut helfen.
Kinder neigen weniger zu Infektanfälligkeiten und sind insgesamt robuster wenn ihr Verdauungssystem vom Baby- und Kleinkindalter an gut funktioniert. Aber auch bei älteren Kindern und Jugendlichen kann man das Verdauungssystem stärken.
Tipp: Ergänzend zu unseren Behandlungsmethoden ist es sinnvoll und empfehlenswert, die Ernährungssituation Ihres Kindes genau abzuklären. Wir beraten Sie auch in dieser Hinsicht gerne, eine geeignete Unterstützung in diesem Fachbereich zu finden und können dabei auf ein Netzwerk an ÄrztInnen/DiätologInnen und/oder auch ErnährungsberaterInnen (TCM) zurückgreifen.
Kopfschmerz und Migräne
Kopfschmerzen sind als komplexes Beschwerdebild zu betrachten, mit vielfältigen und komplexen Ursachen. Immer mehr Kinder und auch Jugendliche sind davon betroffen, jedes zehnte Kind leidet sogar an Migräne. In unserem medizinischen System werden primär das Symptom und der Schmerz an sich bekämpft, es wird wenig grundsätzlich nach der Ursache geforscht.
Als Physiotherapeutinnen und Osteopathinnen können wir Ihnen bei diesem breit gefächerten Thema eine wertvolle Ergänzung und Alternative anbieten, um der Schmerzproblematik bei Ihrem Kind auf den Grund zu gehen und über diesen medikamentenfreien Ansatz die Beschwerden zu lindern und oftmals auch völlig beheben.
Aus unserer therapeutischen Sicht liegen Ursachen für einen Schmerz nicht zwingend im Bereich des Auftretens des Schmerzes. Strukturen im Körper hängen anatomisch und funktionell eng zusammen. Magenbeschwerden können reaktiv zu Kopfschmerzen führen, aber auch ein Sturz in der Kindheit auf das Steißbein kann später Kopfschmerzen auslösen. Auch muskuläre Dysbalancen und einseitige Belastungen können Kopfschmerzen verursachen.
Kopfschmerzen bei Kindern und Jugendlichen können häufig auch mit Beschwerden am Kiefergelenk oder in der Mundhöhle zusammenhängen – daher empfiehlt es sich, nach kieferorthopädischen Eingriffen (Zahnregulierungen, Zahnfehlstellungen etc.) bei Bedarf eine Therapie in unserer Praxis in Gratwein-Straßengel in Anspruch zu nehmen.
Um den Leidensdruck zu mindern, erarbeiten wir mit Ihrem Kind Strategien und Übungen, die Sie ergänzend zur therapeutischen Behandlung auch zu Hause durchführen können. Im Rahmen unserer Befunderhebung beziehen wir sämtliche relevanten Befunde mit ein (vorangegangene Verletzungen, Operationen, Erkrankungen etc.) und sprechen die gesetzten Maßnahmen mit Ihnen, Ihrem Kind und dem behandelnden Arzt/der Ärztin ab.
Mittelohrentzündung und Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)
Treten bestimmte Infektionskrankheiten im Kindes- und Jugendalter gehäuft auf, bieten osteopathische Behandlungsmethoden wertvolle Unterstützung zur Schulmedizin. So kann etwa bei Mittelohrentzündungen mit kraniosakraler Therapie die Heilung unterstützt und einem Wiederauftreten der Krankheit entgegengesteuert werden. Es gibt bestimmte Schädelformen, welche im Mittelohrbereich, bei den Nasennebenhöhlen oder den Stirnhöhlen wenig beweglich sind. Dadurch können sich Bakterien und Keime in diesen Regionen leicht ansammeln, die Form der Schädelknochen erschwert ihren Abtransport zusätzlich. Darüber hinaus kann ein ungünstiges „Schnäuzverhalten“, bei dem ein starker Unterdruck erzeugt wird, die Problematik oft noch weiter erschweren.
Mit Techniken aus der kraniosakralen Osteopathie und Maßnahmen aus der Atemphysiotherapie kann man den Körper bei Kindern und Jugendlichen sehr gut bei der Selbstheilung unterstützen. Gleichzeitig ist es möglich, die Infektanfälligkeit dadurch zu reduzieren.
Tipp: Therapeutische Maßnahmen aus den Bereichen Physiotherapie und Osteopathie setzen wir jeweils in Absprache mit dem zuständigen Kinderarzt/der Kinderärztin oder dem HNO-Arzt/der HNO-Ärztin.
Osteopathie und Physiotherapie bei Enuresis (Bettnässen)
Als Enuresis (Bettnässen) wird das unwillkürliche Einnässen nach dem 3. bzw. 4. Lebensjahr bezeichnet, ohne dass eine diagnostizierte körperliche Ursache vorliegt. Ein normal entwickeltes Kind sollte spätestens bis zum Ende des vierten Lebensjahres das Wasserlassen kontrolliert beherrschen. Bei einer „primären Enuresis“ ist dies nicht der Fall – das vegetative Nervensystem (Sympathikus/Parasympathikus), das Informationen über den Füllungszustand der Blase an das zentrale Nervensystem (ZNS) weiterleitet, ist hier meist unzureichend. So kommt es bei rund jedem 10. Kind über vier Jahren zum wiederholten Einnässen, da der Druck auf die Blase nicht gut wahrgenommen wird.
Hatte das Kind bereits gelernt, seine Blasenfunktion zu kontrollieren und war zwischenzeitlich bereits trocken, kann man von einer „sekundären Enuresis“ ausgehen. Hier spielen häufig Stressfaktoren und belastende Situationen eine Rolle. Vielfach beobachten Eltern bei der sekundären Enuresis auch negative Begleiterscheinungen im Verhalten ihrer Kinder – sie reagieren manchmal depressiv oder zeigen sich hyperaktiv.
Die Therapie bei Enuresis umfasst verschiedene Maßnahmen. Von ärztlicher Seite werden psychische oder organische Ursachen ausgeschlossen, mit Urinuntersuchungen oder einem Ultraschall der Blase (um Restharnbildung festzustellen).
Ziel der osteopathischen und physiotherapeutischen Behandlung ist es, dass das Kind seine Blase kontrollieren lernt. Dies erfolgt mit Hilfe eines Blasen- und Wahrnehmungstrainings, wobei Physiotherapie und Osteopathie sehr hilfreich sind. Osteopathische Techniken helfen zudem das vegetative Nervensystem zu beeinflussen und die Aktivität des Sympathikus zu dämpfen, sodass dieser in der Lage ist die Blasenentleerung zu verhindern.
Des Weiteren werden komplexe Begleitfaktoren in die Behandlung miteinbezogen, wie die Lendenwirbelsäule und andere organische Strukturen (Darmfunktion, Verklebungen im Bauch- und Unterbauchraum, die Beweglichkeit der Blase, der Beckenboden etc.).
Für das Wohl Ihres Kindes und einen optimalen Behandlungserfolg stimmen wir selbstverständlich alle therapeutischen Maßnahmen mit Ihnen als Eltern und dem zuständigen Urologen/der Urologin ab.